Wann lohnt sich der Einsatz von RFID, und was macht einen nachhaltigen RFID Business Case aus?

© Uwe Quiede

Über den Nutzen von RFID in der Modebranche ist schon viel geredet und geschrieben worden. Einige Marktteilnehmer bieten eine schnelle Überschlagsrechnung an, die den Nutzen von RFID aufzeigen soll. Diese Berechnungen kommen aber häufig kaum über das Prinzip eines Dreisatzes hinaus.

Diese Vorgehensweise bildet meines Erachtens die Darstellung der Wirtschaftlichkeit jedoch nur unzureichend ab. Eine realistische Betrachtung aller Aspekte ist etwas komplexer. Hier drei Beispiele:

  1. Aspekt Zeit

Planung, Realisierung, Pilotierung und Rollout erfolgen selten im gleichen Jahr. Allein der Rollout kann sich auf zwei Geschäftsjahre erstrecken, um erst nach einer intensiven Erprobungsphase die restlichen Filialen und Outlets aufzuschalten, oder weitere Prozesse auf RFID umzustellen. Weiterhin stellt sich im ersten Betriebsjahr meist nicht der volle Nutzen ein, da hierfür erst alle Sortimente mit RFID ausgezeichnet sein müssen und die Lernkurve bei den Mitarbeitern bei nahezu 100% liegen muss. Dieses stufenweise Erreichen der gewünschten Nutzeneffekte ist bei der Kalkulation der Wirtschaftlichkeit zu berücksichtigen.

  1. Aspekt Projektkosten

Nur Hardware-Investitionen und Kosten für die Etiketten dem erwarteten Nutzen gegenüberzustellen reicht nicht aus. Gerade in der Planungsphase und vor dem Rollout entstehen Kosten, die in der Kalkulation berücksichtigt werden müssen:

  • Trainingsmaterial und Schulung der Lieferanten
  • Externe Unterstützung in Workshops und zur Konzepterstellung
  • Aufbau von IT-Infrastruktur und baulichen Anpassungen in den Filialen
  • Anpassung und Erweiterung der Fördertechnik in den Logistikbetrieben
  • Aufwand für die initiale Auszeichnung der Bestände in den Filialen

Das sind keine enormen Posten, aber sie sollten bei einer realistischen Kalkulation berücksichtigt werden, um im Projektverlauf keine bösen Überraschungen zu erleben. Ein weiterer Vorteil ist, dass jeder Kostenblock i.d.R. auch einen internen Aufwand darstellt. Somit lässt sich durch die ganzheitliche Berücksichtigung von Investitionen und Kosten der Ressourcenbedarf besser planen.

  1. Aspekt Change Management

Die Erfahrung zeigt, dass eine intensive Schulung und Betreuung der MitarbeiterInnen, die die RFID-Prozesse ausführen werden, immens wichtig für den Projekterfolg ist. Daher gilt für die Schulungen: Lieber zu viel als zu wenig schulen. Die MitarbeiterInnen müssen die Technologie verstehen und beherrschen und wissen, welche Auswirkungen eine fehlerhafte Ausführung der Prozesse hat. Zur Sicherstellung der Prozessqualität ist ein entsprechendes Qualitätsmanagement aufzubauen. Der hierfür entstehende Aufwand, der ggf. durch Externe aufgefangen wird, sollten ebenfalls im Business Case berücksichtigt werden.

Ich möchte mit meinen Beispielen keine Angst machen, es ist mir jedoch wichtig klar darauf hinzuweisen, was zu berücksichtigen ist, damit das RFID-Projekt auch ein wirtschaftlicher Erfolg wird. Die Business Case-Kalkulation ist mehr als nur eine Rechenaufgabe. Sie ist der Prozess, in dem sich der Händler mit dem Umfang eines RFID-Einsatzes und dem „wie“ auseinandersetzt, also der Grundstein für die spätere Realisierung legt.

Den Kosten und Investitionen gegenüber stehen die positiven Effekte von RFID auf Umsatz und Prozesse, die eine Reduzierung der Personalkosten und die Steigerung der Erlöse bedeuten. Kernpunkte sind die Erhöhung der Bestandsqualität auf weit über 90% und eine Umsatzerhöhung durch bessere Warenverfügbarkeit und mehr Beratungszeit von 3% und mehr. Das sind konkrete Erfahrungen, die ich in Projekten gemacht habe. Darüber hinaus entstehen Effekte, von denen vor Projektbeginn niemand etwas ahnt. So lassen sich z.B. durch eine 100%-ige WE-Kontrolle in der Logistik Lieferantenfehler erkennen, die dem Lieferanten in Rechnung gestellt werden können. Dies ergibt schnell ein höheren 6-stelligen Betrag.

Je nach Umfang der Lösung lassen sich wenige oder zahlreiche Nutzeneffekte erzeugen. Je höher der Nutzenanspruch ist, desto umfangreicher muss auch die RFID-Lösung sein. Oftmals reicht jedoch schon eine einfache Lösung und die Nutzung von RFID in den Basisprozessen aus, um einen schnellen Return on Investment von 1-2 Jahren zu erzielen.

Um dies herauszufinden ist es sinnvoll einen Prozess in Gang zu setzen, bei dem mit allen betroffenen Fachabteilungen und Stakeholdern die Wünsche und Anforderungen an den RFID-Einsatz zusammengetragen werden. In diesem Prozess entsteht ein Bild zum Einsatz von RFID, das die Basis für die Berechnung des Return on Investment ist.

Die bewährte Vorgehensweise bei einer Wirtschaftlichkeitsberechnung finden Sie hier. Oder kontaktieren Sie mich einfach, dann können wir über Ihren RFID Business Case sprechen.

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