Stichtagsinventur? War gestern! – Heute ist RFID!

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Einmal im Jahr ist es soweit, da stehen alle Räder beim Modehändler still: Die Jahresinventur steht an. Im ungünstigsten Fall wird die Filiale für einen ganzen Tag geschlossen und eine Heerschar von Mitarbeitern oder Externen strömt in die Filiale, um die Ware zu zählen. In der Regel erfolgt dies mithilfe von MDE-Geräten. Dabei ist eine Erfassungsquote von 150 – 250 Teilen pro Stunde inklusive aller Rüstzeiten (abhängig vom Sortiment) die Regel. Bei einem Filialbestand von beispielsweise 15.000 Teilen bedeutet das: 10 Mitarbeiter sind einen ganzen Tag damit beschäftigt die Ware zu erfassen. Dabei sind vorbereitende Tätigkeiten wie das Anbringen von Warenträgernummernschildern oder Kontrollen nach der Aufnahme noch gar nicht berücksichtigt.

Wünschenswert ist es, auf diesen Aufwand verzichten zu können!

Die gute Nachricht ist: Es ist möglich, und zwar mit RFID.

Wenn das Sortiment mit RFID-Etiketten ausgezeichnet ist, kann die Ware mit einem mobilen Erfassungsgerät oder einem Roboter mittels Funktechnologie erfasst werden, und der Händler kann dadurch seine Bestände überprüfen und aktualisieren. Diese Art der Bestandsaufnahme funktioniert viel schneller als mit einem MDE-Gerät. Dieser Vorgang kann somit nicht nur einmal im Jahr, sondern beliebig oft durchgeführt werden.

Damit das RFID-Inventurverfahren vom Wirtschaftsprüfer akzeptiert wird, sind einige Voraussetzungen zu erfüllen:

  • Sicherstellung, dass die gesamte Ware mit einem RFID-Etikett ausgezeichnet ist
  • Regelmäßige Durchführung der Aufnahme
  • Hohe Aufnahmequalität
  • Hohe Prozessqualität in allen bestandsverändernden Prozessen
  • Planen und Ergreifen von Maßnahmen zur Sicherstellung der hohen Prozessqualität

Die Durchführung dieser Maßnahmen ist für einen RFID-nutzenden Händler allerdings per se eine Selbstverständlichkeit, da diese Maßnahmen eine hohe Bestandsqualität sicherstellen. Bei den regelmäßig durchgeführten Bestandsaufnahmen werden Bestandslücken ersichtlich. Ihr Beheben führt zu höherer Warenverfügbarkeit und dies zu mehr Umsatz. Und das funktioniert nur, wenn die Prozesse sauber und die Erfassungsqualität hoch sind.

Nimmt der Wirtschaftsprüfer die Inventur ab, so sind in der Regel im Ramen der Abnahme neben dem Nachweis der oben beschriebenen Maßnahmen nur noch Bestands-Stichproben erforderlich. Dabei definiert der Prüfer, bei welchen Artikeln der tatsächliche Bestand kontrolliert und mit dem Buchbestand abgeglichen werden muss. Ist die Fehlerquote gering und kann eine hohe Prozessqualität nachgewiesen werden, so wird die Inventur genehmigt.

Dass dieses Verfahren erfolgreich eingesetzt werden kann, haben Händler in Deutschland bereits nachgewiesen. Durch eine regelmäßige Bestandsaufnahme, die im Idealfall einmal pro Woche erfolgt und eine Aufnahmequalität von mindestens 95% aufweist, wird eine ausreichende Bestandsgenauigkeit erreicht, die für den Wirtschaftsprüfer keine Stichtagsinventur erfordert. Diese Händler sparen somit viel Zeit und haben darüber hinaus das ganze Jahr über „saubere Bestände“, und nicht nur am ersten Tag nach der Inventur. Dadurch werden Ressourcen gespart und im Falle einer Filialschließung während der Inventuraufnahme Umsatzeinbußen vermieden.

Um dem Handel eine Anleitung für eine RFID-Inventur geben zu können, wurde mit Wirtschaftsprüfern, Instituten und Modehändlern ein Praxishinweis entwickelt. Diesen Prozess habe ich aktiv mit erarbeiten und gestalten dürfen. Er erläutert das Prinzip der RFID-Inventur und die Anforderungen an eine ordnungsgemäße Durchführung. Darüber hinaus gibt er Händlern eine Handlungsempfehlung, wie der Praxishinweis operativ umgesetzt werden kann.

Die meisten Händler setzen zur Aufnahme der Bestände handelsübliche RFID-Handlesegeräte ein. Wer die Zeit für die manuelle RFID-Aufnahme einsparen möchte, setzt einen RFID-Roboter ein. So machen es zum Beispiel die Adler Modemärkte. Ich selbst konnte Tests mit einem Roboter von MetraLabs in einem Outlet eines Modehändlers und bei einem Schuhhändler mit Filialflächen von mehreren 1.000 m² Metern durchführen. Die Ergebnisse waren in beiden Fällen so gut, dass ich den Einsatz von Robotern guten Gewissens empfehlen kann. Neben der reinen Aufnahme der Ware kann der Roboter mit einer hohen Genauigkeit Artikel Warenträgern zuordnen, sodass eine Lokalisierung von Artikeln möglich ist. Wird z.B. eine Retoure an das Lager zusammengestellt ist sofort sichtbar, wo die zu retournierenden Artikel in der Filiale zu finden ist. Außerdem kann falsch platzierte Ware erkannt und dem richtigen Warenträger zugeordnet werden.

Da der Roboter autark arbeitet, kann er auch nachts durch die Filiale fahren und Bestände erfassen. Dies ermöglicht eine tägliche Aufnahme, wodurch die Bestandsgenauigkeit nochmals gesteigert wird. Nur Rolltreppen hinauf- und hinabfahren kann der Roboter leider heute noch nicht…

Wenn Sie Unterstützung in Sachen RFID und Inventur benötigen, kontaktieren Sie mich hier.

© MetraLabs

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