Die Plage mit den Plagiaten – Wie RFID dem Handel mit Plagiaten einen Riegel vorschieben kann

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Millionen gefälschter Artikel werden jedes Jahr alleine nach Deutschland eingeführt und verursachen einen enormen wirtschaftlichen Schaden. Ganz zu schweigen vom Imageschaden der Markenhersteller und der Täuschung der Verbraucher. Oftmals haben die Kunden zudem ein minderwertiges und fehlerhaftes Produkt erworben, dessen Nutzung sogar gefährlich sein kann.

Der boomende Internethandel macht es den Produktpiraten leicht, gefälschte Ware in Umlauf zu bringen, und sorgen somit für Umsatzeinbußen bei den Markenherstellern. Beliebte Produktgruppen sind dabei Medikamente, Uhren und Elektroartikel.

Auch Bekleidung und Schuhe erfreuen sich hoher Beliebtheit bei den Herstellern von Plagiaten.

Quelle: Bundsesfinanzministerium

Wie kann also diesem Markt Einhalt geboten werden?

Leider wird nur ein geringer Teil gefälschter Ware am Zoll erkannt. Der Großteil gelangt unbemerkt in den Handel. Es stellt sich also die Frage, wie die einzelnen Parteien der Supply Chain und natürlich auch der Endverbraucher ein Imitat vom Original unterscheiden und somit das in Umlauf-Bringen und den Kauf eindämmen können. Möglich ist dies durch die direkte Nachweisbarkeit am Produkt, dass es vom Originalhersteller produziert wurde. Zu diesem Zweck hat man in der Vergangenheit Produkte mit Siegeln oder Hologrammen ausgestattet. Dadurch erhöht sich zwar der Aufwand bei der Herstellung von Plagiaten, jedoch ist durch ein Siegel oder ein Hologramm die Herkunft eines Produktes nicht nachprüfbar. Es ist also nicht garantiert, dass ein Produkt mit Hologramm vom Originalhersteller in Umlauf gebracht wurde.

Eindeutigkeit ist das Erfolgsrezept

Die effizienteste Methode ist die Nutzung eines eindeutigen Produktcodes, der jeden Artikel zu einem Unikat macht. Kann man durch die eindeutige Codierung ermitteln, wer ein Teil in Umlauf gebracht hat, so ist nachvollziehbar, ob es sich bei einem Produkt um ein Originalteil oder ein Imitat handelt.

Hierzu haben Handel und Industrie unter dem Dach der GS1 eine serialisierte Artikelnummer definiert, die SGTIN (Serial Global Trade Identification Number). Sie besteht aus der standardisierten Artikelnummer GTIN (früher als EAN13 bekannt) und einer der GTIN angehängten Seriennummer, die jedes Teil einzigartig macht. Dieser Code kann in unterschiedlichsten Barcodes dargestellt werden. Als gängigste Form hat sich der Data Matrix-Code etabliert.

Diese eindeutige Nummer dient zum Beispiel dazu, einzelne Produkte rückverfolgbar zu machen, was besonders bei Rückrufaktionen oder bei der gewünschten Ermittlung der Herkunft von Lebensmitteln angewandt wird.

Nun ist es sicherlich möglich (wenn man Zugriff auf die entsprechende Datenbank des Herstellers hat), die Nummernkreise jedes einzelnen Artikels beim Hersteller zu hacken und zu kopieren, oder ganz simpel selbst Nummernkreise zu erzeugen. Damit Verbraucher und die Partner der Lieferkette prüfen können, ob eine eindeutige Nummer vom Hersteller selbst in Umlauf gebracht wurde, hilft die Verifizierung des Lebenslaufes eines Produkts. Dies geschieht folgendermaßen:

Wird ein SGTIN-Code erfasst, so wird in einer zentralen Verifikationsdatenbank überprüft, wer den Artikel in Umlauf gebracht hat und wo der Code zum letzten Mal erfasst wurde. Dadurch kann erkannt werden, ob es sich bei einem Produkt um ein Original oder möglicherweise um eine Fälschung handelt. Erfolgt die Prüfung z. B. beim deutschen Zoll, und der Artikel wurde zuvor im Warenausgang des Logistikbetriebes des Herstellers in China erfasst, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich um einen Original-Markenartikel handelt. Wurde diese SGTIN allerdings noch nie registriert und ist somit in der Datenbank nicht vorhanden, muss es sich um ein Plagiat handeln.

RFID ermöglicht die Kontrolle in automatisierten Prozessen

Dieser Prozess ist sicherlich realistisch, wenn ein einzelner Artikel überprüft werden soll. Eine Prüfung mittels Barcode-Scan ist jedoch nicht praktikabel, wenn es sich um die Verifikation größerer Mengen wie zum Beispiel beim Zoll handelt. In diesem Fall ist der Einsatz von RFID sehr hilfreich. Es gibt Beispiele aus der Praxis, bei denen insbesondere Sportartikel- und Bekleidungshersteller RFID zur Echtheitsprüfung ihrer Produkte bereits einsetzen.

Sind die Produkte mit RFID-Etiketten ausgestattet, in denen die SGTIN als EPC (Electronic Product Code) kodiert ist, können Sendungen palettenweise auf ihre Herkunft kontrolliert werden. Dazu werden Handlesegeräte, in Fördertechnik integrierte Tunnel oder Portal-Lesegeräte eingesetzt. Dies ermöglicht eine schnelle und umfangreiche Echtheits-Prüfung ganzer Lieferungen.

Voraussetzung dafür ist, dass die entsprechenden Produkt- und Lieferkettendaten gesammelt, in einer Datenbank gespeichert und den prüfenden Stellen zugänglich gemacht werden. Aber dies sollte im Zeitalter der Digitalisierung kein Problem mehr sein.

Warum sollte es nicht auch eine App geben, mit der ein Verbraucher einen RFID-Code mit seinem Smartphone erfassen kann? Die App könnte ihm dann anzeigen, dass er ein Originalprodukt in seinen Händen hält.

Ein gutes Beispiel aus der Automobilindustrie findet man hier:

https://www.gs1-germany.de/fileadmin/gs1/best_practices/erfolgsstory_produkt_und_markenschutz_mit_gs1_datamatrix_ate.pdf

Wollen wir also den Handel mit Plagiaten deutlich eindämmen, kommen wir an RFID nicht vorbei.